Die Benefizgala des Salon Diplomatique Mannheim im Technik Museum Sinsheim wird zur Brücke der Erinnerung und Versöhnung

Ein bewegendes Zeichen der Verbundenheit, das bleibt. Über 50.000 Euro für die Gedenkstätte in Tulle:

Sinsheim/Mannheim. Es war ein Abend der Würde, der Erinnerung – und der Menschlichkeit. Und was als kulturell-humanitärer Brückenschlag zwischen Deutschland und Frankreich begann, wurde im Nachgang zur kraftvollen Botschaft: Die Spendensumme der Benefizgala des Salon Diplomatique Mannheim für eine neue Gedenkstätte im französischen Tulle stieg inzwischen auf über 50.000 Euro. Damit geht ein starkes Zeichen aus Sinsheim hinaus in die Welt: für Versöhnung, für historische Verantwortung – und für ein friedliches Europa.

Am 9. Mai 2025 hatte der Salon Diplomatique gemeinsam mit dem Technik-Museum Sinsheim, vertreten durch dessen Präsidenten Hermann Layher, zu einem festlichen Abend eingeladen – zu Ehren der Opfer des Massakers von Tulle am 9. Juni 1944, bei dem 99 Männer von Einheiten der SS ermordet wurden. Mit einer klug konzipierten Mischung aus bewegenden Reden, prominenter Diplomatie, historischer Tiefe sowie einem herausragenden viergängigen Menü mit erlesenen Weinen wurde die Gala zu einem eindrucksvollen Appell gegen das Vergessen.

Ein Abend voller Stimme und Haltung

Der französische Spitzendiplomat Pierre Lévy, bis 2024 Frankreichs Botschafter in Moskau, war der Ehrengast des Abends. In kraftvollen, eindringlichen Worten beschwor er in seiner Rede den Wert der deutsch-französischen Freundschaft – gerade in Zeiten kriegerischer Konflikte in Europa.

„Wir brauchen Erinnerung, um Frieden zu bewahren“, so Lévy. Dass er eigens Termine zum 80. Jahrestag des Kriegsendes in Paris abgesagt hatte, um an der Seite der Gäste in Sinsheim zu stehen, war mehr als eine diplomatische Geste – es war ein klares Bekenntnis zu den Werten, die der Abend verkörperte.

Zeitzeugen, die zu Freunden wurden

Tief bewegend auch die Worte von Roland Gonieau, Präsident des Komitees der Märtyrer von Tulle. Auf Deutsch – „einer Sprache, die ich immer gemocht habe“ – schilderte er seine Kindheit im Schatten des Massakers:

„Mein Vater sah mit eigenen Augen, wie mein Onkel am Balkon gegenüber erhängt wurde. Ich war damals 18 Monate alt.“ Trotz dieses familiären Traumas habe ihn sein Vater gelehrt, nicht alle Deutschen mit den Nazis gleichzusetzen. Ein Akt der inneren Größe, den Gonieau heute an seine Tochter weitergibt – die wie er Deutsch lernte, um Brücken zu bauen.

„Hass in Freundschaft zu verwandeln: Das ist möglich“, sagte er – und erntete stehenden Applaus.

Eine Idee wächst – und bewegt

Den Anstoß zur Gala gab der in Mannheim lebende französische Honorarkonsul Folker Zöller, der sich bei einem Frankreich-Aufenthalt in die Region Corrèze „schockverliebte“ – in Landschaft, Menschen, Geschichte. In einem bewegenden Rückblick erinnerte er sich an das erste Treffen mit Roland Gonieau im kleinen Café von Tulle, unweit der Balkone, an denen einst die Erhängungen stattfanden.

„Aus Geschichte wurde Nähe. Aus Schmerz entstand Vertrauen.“ Mit dieser Haltung fand Zöller Unterstützer – wie Dr. Richard Heil, der insgesamt über 200.000 EUR spendete. Heil verzichtete auf öffentliche Erwähnung – an diesem Abend durfte es dennoch gesagt werden: „Deine Großzügigkeit gibt diesem Projekt eine Zukunft“, so Zöller.

Ein Ort für die Zukunft Europas

Der geplante Erinnerungsort in Tulle soll mehr sein als eine klassische Gedenkstätte. Geplant ist ein architektonisch eindrucksvolles, pädagogisch ausgerichtetes Zentrum, das nicht nur mahnt, sondern bildet – und die europäische Jugend für die Folgen von Hass, Krieg und Intoleranz sensibilisiert. Direkt an dem Ort, wo die SS am 9. Juni 1944 willkürlich Männer aussiebte und im Anschluss erhängte.

„Es sind heute die Deutschen, die in Tulle die Erinnerung wachhalten“, zitierte Zöller in seiner Rede den Komitee-Sekretär Alain Peuch, dessen Vater ebenfalls unter den Opfern war. „Während in Frankreich manches bereits in Vergessenheit gerät.“

Eintrag ins Goldene Buch – und ein Band, das bleibt

Sinsheims Oberbürgermeister Marco Siesing, der in seiner Ansprache eindringlich betonte, wie wichtig ein Miteinander sei, „das uns schützt und stärkt“, gerade in diesen Zeiten zunehmender Spannungen in Europa, lud in Anerkennung des besonderen Abends und der symbolischen Kraft der Veranstaltung den Ehrengast des Abends, Pierre Lévy, ein, sich in das Goldene Buch der Stadt Sinsheim einzutragen – ein Zeichen der Würdigung und der bleibenden Verbindung zwischen Deutschland, der Stadt Sinsheim und Frankreich.

Helmut Augustin, Präsident des Salon Diplomatique, brachte es in seiner Begrüßung auf den Punkt: „Aus Erinnerung wächst Haltung. Aus Haltung entsteht Zukunft. Und aus einer Gala wie dieser wächst Verbundenheit – über Ländergrenzen hinweg.“

Über 50.000 Euro – und ein starkes Signal

Dass sich die Spendensumme im Nachgang zur Gala auf über 50.000 Euro erhöhte, unterstreicht die Strahlkraft des Projekts – und die Bereitschaft vieler Menschen, Verantwortung zu übernehmen. Für die Vergangenheit. Und für das Europa von morgen.

Was die über 100 Gäste im Technik Museum Sinsheim erlebten, hallt nach: Die Gewissheit, dass Erinnerung nicht Rückschau ist – sondern Verantwortung.

„Wer sich erinnert, verändert die Welt.“ – so Salon-Präsident Augustin. In Sinsheim wurde dieser Satz zur Realität.