Erinnerung und Versöhnung

Erste Skulptur von Nessi Nezilla am 6. Juni 2024 zum Gedenken an die Grausamkeiten in Tulle auf Initiative von Honorarkonsul Folker Zöller sowie des Salon Diplomatique aufgestellt.

Vor achtzig Jahren, im Juni 1944, durchquerte die SS-Division “Das Reich” das französische Limousin und hinterließ eine Spur aus Blut und Tränen. Mit brutaler Grausamkeit wendeten sie die gleichen Methoden an, die sie zuvor an der Ostfront praktizierten. Die Städte Tulle und Oradour-sur-Glane wurden zu tragischen Opfern dieser Gewalt. Diese Ereignisse brachten den Krieg mit all seiner Brutalität und Grausamkeit in eine bis dahin relativ verschonte Region. Die SS-Division „Das Reich“ hatte klare Befehle – „Stellung im Bereich Tulle/Limoges beziehen, um sofort und brutal zuzuschlagen“ – und sie führte diese erbarmungslos aus.

Vor dem Hintergrund der diesjährigen 80-jährigen Gedenkfeierlichkeiten in Frankreich hat sich der Salon Diplomatique entschlossen, zur Erinnerung an die Grausamkeiten in Tulle und Oradour-sur-Glane ein Mahnmal zu schaffen. Ebenso anlässlich der 110-jährigen Wiederkehr des Kriegsbeginns des Ersten Weltkriegs auf dem Hartmannswillerkopf wurde je eine Skulptur der Künstlerin Nessi Nezilla gestiftet. Die Skulpturen, genannt “Paperbomb”, sind Mahnmale für den Frieden und Symbole der deutsch-französischen Versöhnung.

Die Künstlerin Nessi Nezilla

Nessi Nezilla, geboren 1990, ist eine deutsch-italienische Künstlerin. 2015 erhielt sie ihr Diplom in Design und Illustration an der Ruhrakademie Schwerte in Deutschland. Sie absolvierte 2018 ihren Master-Abschluss in Design und Illustration an der FH Luzern Design in der Schweiz. Ihre Kunst reflektiert die Verwobenheit aktueller gesellschaftlich-politischer Diskurse und die Art und Weise, wie diese soziale Interaktionen beeinflussen. Nezillas Schaffen wird von übergeordneten Aspekten menschlicher Perzeption und struktureller Mechanismen geprägt. Deren Folgen werden nicht nur als physische Auseinandersetzung, sondern auch als Kampf um die Deutungshoheit in der öffentlichen Wahrnehmung dargestellt.

Durch die Verwendung starker Symbole und suggestiver Bilder fordert Nezilla die Betrachtenden heraus, ihre eigenen Vorstellungen von Wahrheit und Macht zu hinterfragen. „Oradour und Tulle dienen als Mahnung: Schreckliches kann jeden treffen, selbst diejenigen, die nicht direkt an den Ereignissen beteiligt waren. Diese beiden Städte erinnern nicht nur an vergangene Zeiten, sondern regen auch dazu an, über die Gegenwart nachzudenken und in die Zukunft zu blicken“, so die Künstlerin.

Ein Mahnmal für Frieden und Versöhnung

Nezillas Skulptur “Paperbomb” ist neben seiner Funktion als Mahnmal ein Statement für den Frieden und die deutsch-französische Versöhnung. Die Skulptur dient der ständigen Erinnerung und soll die Betrachtenden anregen, über die Schrecken der Vergangenheit nachzudenken und Lehren für die Zukunft daraus zu ziehen.

Die Wahl der drei Ausstellungsorte in Frankreich – Tulle, Oradour-sur-Glâne und der Hartmannswillerkopf – verleiht dem Werk eine kontextuelle Bedeutung. Alle Orte haben unvorstellbares Leid erfahren und stehen für brutale Kriegsverbrechen. Die Errichtung der Skulpturen an diesen Orten stellt neben der Erinnerung an die Opfer ein Symbol der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich dar.

„In einer Zeit, in der die Erinnerung an die Grausamkeiten der Vergangenheit immer wichtiger wird, um die Fehler der Geschichte nicht zu wiederholen. Das Werk von Nessi Nezilla ist von unschätzbarem Wert. Ihre Kunst schafft einen Raum für Reflexion und Dialog, der über nationale Grenzen hinausgeht. Es spricht die universelle Sehnsucht nach Frieden und Menschlichkeit an.“, so Helmut Augustin, Präsident des Salon Diplomatique, welcher die gesamten Herstellungskosten der Skulpturen durch extra hierfür eingeworbene Spenden trägt.

„Sie erinnern uns daran, dass wir aus der Vergangenheit lernen müssen, um eine bessere Welt zu schaffen.“ schloss sich Honorarkonsul Folker Zöller an.