Jan Tadeusz Tombiński:
Botschafter Polens zwischen Vergangenheit und Zukunft

Am 21. Januar 2025 war Jan Tadeusz Tombiński, der neue Geschäftsträger Polens in Deutschland, zu Gast beim Mannheimer Salon Diplomatique. Der 1958 in Krakau geborene Diplomat bringt eine beeindruckende Karriere mit, die sowohl seine umfassenden Sprachkenntnisse als auch seine langjährige Erfahrung im diplomatischen Dienst umfasst. Tombiński war unter anderem von 2001 bis 2007 als Polnischer Botschafter in Frankreich tätig und von 2007 bis 2012 Ständiger Vertreter Polens bei der EU. Er spricht fließend Englisch, Deutsch, Französisch, Slowenisch, Tschechisch und Ukrainisch und ist stolzer Vater von zehn Kindern.

Helmut Augustin, Präsident des Salon Diplomatique, begrüßte die zahlreichenanwesenden Gäste und hob die Bedeutung von Tombińskis Erfahrungen und Kenntnissen in der gegenwärtigen politischen Lage hervor. Dabei würdigte er auch die Rolle von Folker Zöller, dem Honorarkonsul Frankreichs, der gemeinsam mit ihm diese bedeutende Veranstaltung organisiert hatte.

In seiner Begrüßungsansprache betonte Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht, dass die polnische Gemeinschaft in der Stadt, die etwa 15.000 Bürger polnischer Herkunft umfasst, hervorragend integriert ist. Er unterstrich die Relevanz der deutsch-französisch-polnischen Zusammenarbeit im Weimarer Dreieck und die Bedeutung des gegenseitigen Lernens und Austauschs bewährter Praktiken zur Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen. Im Anschluss daran lud er den Ehrengast ein, sich feierlich in das Goldene Buch der Stadt Mannheim einzutragen.

Bundestagsabgeordneter Konrad Stockmeier  bezeichnete in seinem in das Thema einführende Referat die wirtschaftliche Entwicklung Polens als eine „Erfolgsgeschichte“. Er drückte seine Bewunderung für die Dynamik und Entschlossenheit Polens aus, sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch in der Verteidigung seiner Freiheit. „Mit welcher Entschlossenheit Polen, vor dem Hintergrund seiner bewegten Geschichte, zu der Deutschland auch viel Leid beigetragen hat, seine Freiheit gegen Autokraten und Imperialisten verteidigt“, stellte er fest.

Im Anschluss hierauf  widmete sich Tombiński in seiner sehr eloquenten  den gegenwärtigen geopolitischen Herausforderungen, insbesondere dem Ukrainekrieg. Er betonte die Dringlichkeit eines einheitlichen und starken europäischen Standpunkts gegenüber Russland und forderte, dass Europa seine Stärke klar artikulieren müsse. „Wir müssen uns unserer Stärke bewusst sein und entschlossen handeln“, erklärte er und warnte vor den Gefahren, die von Russlands Bestrebungen ausgehen, Europa zu spalten und zu schwächen.

Tombiński erinnerte auch an die bewegenden Ereignisse der polnischen Geschichte, insbesondere an die Zeit vor der Revolution 1989, als seine Frau für ihr Engagement in der Gewerkschaft Solidarność im Gefängnis saß. Diese Erlebnisse prägten seinen Glauben an die Freiheit und die Fähigkeit der Menschen, für ihre Rechte einzutreten. „Die Menschen hatten den Mut, die Freiheit zu wählen“, reflektierte er über die ersten freien Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg, die für ihn wie das Erwachen in einem „Märchenland“ waren.

Ein zentrales Thema seiner Rede war die beeindruckende wirtschaftliche Entwicklung Polens in den letzten Jahren. Während die deutsche Wirtschaft im Vorjahr erneut schrumpfte, verzeichnete die polnische Wirtschaft ein Wachstum von drei Prozent.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in Tombińskis Ansprache war die humanitäre Unterstützung für die Ukraine. Er hob hervor, dass Polen erhebliche Mittel für die Aufnahme von Flüchtlingen investiert hat und stellte fest: „Bei uns gibt es keine Lager, weil wir die Menschen in unseren Häusern und Wohnungen aufgenommen haben.“ Dies verdeutlicht den ungebrochenen Zusammenhalt und die Solidarität, die Polen in Krisenzeiten zeigt.

Insgesamt war der Besuch von Jan Tombiński beim Salon Diplomatique ein eindrucksvolles Beispiel für die Verflechtungen von Geschichte, Diplomatie und der aktuellen geopolitischen Lage in Europa. Seine Botschaft an die von der Rede gefesselten Zuhörer war unmissverständlich: Nur durch entschlossenes Handeln und Zusammenhalt kann Europa den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft begegnen.

Die Anwesenheit von über 80 Persönlichkeiten unterstrich die Bedeutung der deutsch-polnischen Beziehungen und die gemeinsamen Anstrengungen zur Bewältigung der aktuellen Krisen.